Unser Münsterorganist Christian Barthen ist einer der fleissigsten Predigtgänger. Er spielt in den gottesdienstlichen Feiern des Berner Münsters die Orgel. Mit seiner Stelle ist eine Dozentur an der Hochschule der Künste Bern verbunden. Im Sommerhalbjahr organisiert er die traditionellen Abendmusiken und konzertiert auch sonst im In- und Ausland.
Für die Zeit vor der Reformation sind im Münster zwei grosse sowie drei kleine Orgeln bezeugt. Die beiden grossen Orgeln, sogenannte Schwalbennestorgeln, hingen an der Nordwand des Mittelschiffes und des Chors; vermauerte Öffnungen lassen ihre Standorte noch heute erkennen.
In der Reformation wurden alle Orgeln aus dem Münster entfernt. Musik ist Kunst und hatte deshalb nach der Anschauung von Huldrych Zwingli innerhalb des Gottesdienstes nichts zu suchen. Der Zürcher Reformator griff vor allem auch die Orgelmusik an: «Die Orgel ist des Teufels Dudelsack, womit er den Ernst der Betrachtungen in Schlummer wiegt».
(aus: Machs na, ein Führer durchs Berner Münster, von Christoph Schläppi und Bernard Schlup)
1729 wurde das Berner Münster wieder mit einer Orgel ausgestattet. Nachdem bei den vorbereitenden Arbeiten der Orgelmacher H. Silbermann beigezogen worden war, erbaute Gottlieb Leuw aus Bremgarten AG diese «Grosse Orgel». Ihre ursprünglich 38 Register wurden in einem ersten Umbau bereits 1748-1752 von Victor Ferdinand Bossart auf 43 ausgebaut. Ein weiterer grundlegender Umbau 1845-1849 durch Friedrich Haas aus Winterthur ergänzte das Instrument auf 55 Register. Seither erfolgten verschiedene Renovationen und Umbauten. Der geschnitzte Schmuck des Orgelprospekts stammt im Wesentlichen von Johann Jakob Langhans (Orgelfront) und Michael Langhans (Bekrönung um 1730) sowie von Johan August Nahl dem Älteren (Zierwerk, um 1750). Mit der Grossen Orgel hielt die Formensprache des Barock im Münster Einzug.
Mit dem im Jahr 2000 restaurierten Instrument und dem barocken Prospekt von Viktor Ferdinand Bossart besitzt die Münstergemeinde eine Orgel, deren Qualität über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist. Details siehe hier.
Möchten Sie mehr über unsere neue Orgel erfahren? Die Festschrift in Form einer Broschüre und verschiedene CDs der Hauptorgel sind an der Infostelle erhältlich.
1982 wurde an der Südwand des Chors eine neue Schwalbennestorgel eingeweiht. An diesem Ort hatte sich um 1450 die erste Münsterorgel befunden. Sie war aber bereits um 1500 durch ein grösseres Instrument an der gegenüberliegenden Chorwand ersetzt worden; der Zugang ist im Mauerwerk noch sichtbar.
Die heutige Orgel konnte aufgrund von Spuren ihrer Vorgängerin am Bau in Grösse, Gestalt und zahlreichen Einzelheiten nachempfunden werden. Ihr Tonumfang wurde genüber dem mittelalterlichen Vorbild auf 14 Register erweitert. So ist es möglich, auf ihr die Musik aus der Zeit etwa bis zur Entstehung der Grossen Orgel im frühen 18. Jh. zu spielen.
(aus: Machs na, ein Führer durchs Berner Münster, von Christoph Schläppi und Bernard Schlup)
CDs der Schwalbennestorgel sind an der Infostelle des Berner Münsters erhältlich.
Ingenieurskunst, Instrumentenbau und Musikgeschichte haben zusammen den Orgelbau revolutioniert. Das Forschungsprojekt unter der Leitung von Organist und Komponist Daniel Glaus setzte dazu im Herzen der Orgel an: beim Wind. Wo früher der statische Orgelwind gleichsam das unverrückbare Prinzip der Kirchenmusik repräsentierte, ermöglicht heute der flexible Wind klangliche Möglichkeiten, die selbst die kühnsten Erwartungen übertreffen. Heute stehen im Münster 3 Prototypen (Bild links: Protyp II).
Das zweisprachige Buch «Frischer Wind – Fresh Wind» über den Forschungsprozess, mit Texten, Bildern, Interviews (ist vergriffen). Die CD ist an der Infostelle erhältlich.